In diesem Monat gibt es Grund zum Feiern: Das Frauenwahlrecht in Deutschland wird 100 Jahre! Bis dahin war es ein langer Weg. Im Historischen Museum in Frankfurt (Main) kann man ihn derzeit nachgehen. Mit dem Arbeitskreis “Sozialdemokratische Frauen Hessen Süd” hatte ich vor zwei Wochen die Gelegenheit, von der Kuratorin Dorothee Linnemann durch die Sonderausstellung “Damenwahl” geführt zu werden.
Ich gebe zu, dass ich nicht viel Zeit in Museen verbringe. Allerhöchstens im Urlaub kann ich mich zu einem Besuch überwinden. Und auch das nur an einem regnerischen Tag, an dem man sonst ohnehin nicht viel unternehmen kann. Als ich aber von der Sonderausstellung “Damenwahl” erfuhr, war ich sofort begeistert. Nur selten widmen sich Museen der weiblichen Perspektive auf die Geschichte. Und tatsächlich fand ich den Besuch der Sonderausstellung sehr inspirierenden.
In fünf Bereichen wird die / der Besucher_in präsentiert das Historische Museum Frankfurt den Weg zum Frauenwahlrecht in Deutschland. Angefangen vom Kaiserreich bis hin zur Geburtsstunde unseres heutigen Grundgesetzes zeigt es die wichtigsten Stationen und deren bedeutendsten Mitstreiterinnen. Jedem Bereich sind drei Frauen mit je einem Ausspruch zugeordnet, die typisch für die jeweilige Zeit sind. Man stößt dabei sowohl auf bekannte Namen wie etwa Hedwig, Rosa Luxemburg und Elisabeth Selbert als auch auf Frankfurter Frauenrechtlerinnen wie Toni Sender, die es von der Generalsekretärin des Frankfurter Arbeiterrates über die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung bis in den Reichstag schaffte. Besonders beliebt waren dabei die Karten mit den wichtigsten Lebensdaten der so vorgestellten Frauen, die sich die Besucher_innen mitnehmen können.
Für mich waren es vor allem die kleineren Details der Ausstellung, die der Ausstellung “Damenwahl” ihren Charme geben.
Das wissenschaftliche Werk “über den physiologischen Schwachsinn des Weibes”, in dem Frauen zu kleine Gehirne und eine zu große Emotionalität zugesprochen werden, ließ mich zum Beispiel gleichzeitig schmunzeln als auch den Kopf schütteln. Es illustriert schön das Frauenbild während der Kaiserzeit, als die Diskriminierung von Frauen gesellschaftlicher Konsens war.
Auch das Martrikelbuch der Heidelberger Universität von 1900, in dem die ersten vier Frauen als Vollstudentinnen eingetragen sind, beeindruckte mich. Hier wird ein wesentlicher Etappensieg dokumentiert. Das Recht auf gleiche Bildung machte eine politische Teilhabe der Frauen in allen gesellschaftlichen Schichten erst möglich.
Schön fand ich auch die “Nationalhymne der Frauen” von Anita Augspurg aus dem Jahr 1912. Sie ist als Tondokument Teil der Ausstellung und versieht das “Lied der Deutschen” mit einem alternativen Text. Darunter sind Passagen, die auch noch heute von erschreckender Aktualität sind.
Einigkeit und Recht und Freiheit
heischt die Frau gleichwie der Mann,
weil für ihre gleiche Leistung
gleiches Recht sie fordern kann.
Aber auch andere Forderungen jener Zeit sind auch heute noch nicht ganz vom Tisch. Denn auch wenn sich die körperliche Selbstbestimmung der Frau und die Sexualmoral zum Glück mittlerweile änderte, zeigt die #metoo-Debatte deutlich, dass wir noch nicht am Ziel sind.
Wer richtig in die Ausstellung und Thematik einsteigen möchte, dem empfehle ich eine Führung oder den Multi Media-Guide. Letzteren gibt es übrigens auch online zum Anhören mit den wichtigsten Infos.
Zur Sonderausstellung “Damenwahl” gibt es auch ein tolles Begleitprogramm. Highlight dürfte dabei wohl die Lesung von Helen Pankhurst, der Urenkelin der bekannten Suffragette Emmeline Pankhurst, am 27.11. sein.
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