Der Name Michelle Marly steht für biografische Künstlerinnen-Romane. Nach “Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe” und “Madame Piaf und das Lied der Liebe” ist “Die Diva” nun schon der dritte Roman, den Micaela Jary unter ihrem Pseudonym veröffentlicht. Diesmal geht es um “Maria Callas – die größte Sängerin ihrer Zeit”.
Obwohl ich sehr gerne biografische Romane lese, vor allem wenn sie von Frauen handeln, ist “Die Diva” das erste Buch, das ich von Michaela Marly gelesen habe. Dass in den beiden ersten Titeln das Wort “Liebe” vorkam, schreckte mich bisher ebenso ab wie die allzu kitschig-verklärten Cover. Offen gestanden ließ ich mich zu “Die Diva” nur deswegen hinreißen, weil ich das eBook bei einer Rabattaktion so günstig bekommen habe, dass ich dachte, so könne ich nicht viel falsch machen.
Leider wurden meine Vorahnungen, die ich angesichts ihrer beiden ersten Werke hatte, erfüllt. Zwar wurde bei “Die Diva” auf den Zusatz “und das Drama ihrer Liebe” – zumindest in der ersten Titelzeile – verzichtet. Dennoch ist der Roman mehr Liebes- als Lebensgeschichte. Er handelt von der Beziehung zwischen Maria Callas und Aristoteles Onassis; von ihrem ersten Kennenlernen über ihre Trennung und Onassis Ehe mit Jacky Kennedy bis hin zur spätere Wiederannäherung.
“Die Diva” setzt zu einem Zeitpunkt ein, zu dem der Stern von Maria Callas schon zu sinken begann. Ihr harter Weg zur “Primadonna assoluta” wird leider nur in sehr unvollständigen Grundzügen in wenigen Rückblenden beschrieben. Dort wo Hintergrundinformationen benötigt werden, um bestimmte Verhaltensweisen von Maria Callas zu verstehen, wird genau dieses Häppchen als eine Art Randnotiz eingestreut.
Groß ausgeführt wird hingegen das luxuriöse Jetset-Leben, das Maria Callas – nicht zuletzt dank Aristoteles Onassis – führte. Ihre Abendgarderobe und ihr Schmuck (natürlich echt und millionenschwer) werden ebenso ausführlich beschrieben wie die extravagante Yacht, auf der das Paar Staatsoberhäupter empfing, sowie ihre zahlreichen Reisen. Man erlebt Maria Callas als leidenschaftliche Frau in einer stürmischen Liebe unter geradezu märchenhaften Bedingungen.
Damit beschreibt “Die Diva” den vielleicht aufregendste Ausschnitt aus dem Leben und der Persönlichkeit von Maria Callas, nämlich “das Drama ihrer Liebe”, wie es die zweite Titelzeile nennt. Ich hätte mir einen ganzheitlicheren Ansatz gewünscht, indem auch die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter, ihre Kindheit in “kleinen Verhältnissen” und ihr Weg an die größten Opernhäuser der Welt nachgezeichnet wird und so mehreren Facette dieser faszinierenden Frau gerecht wird. Aber vermutlich war und ist das gar nicht Michelle Marlys Anspruch.
Sprachlich ist der Roman gut gemacht. Er enthält viel wörtliche Rede, was die Erzählung sehr lebendig werden lässt und für einen angenehmen Lesefluss sorgt. Die Erzählung erstreckt sich dabei auf zwei Hauptzeitschienen, zwischen die weitere kurze Rückblenden eingestreut sind. Da jedoch zu Beginn jeden Kapitels das Jahr, in dem die Handlung spielt, genannt wird, behält man leicht den Überblick.
Wer sich für leidenschaftliche und dramatische Liebesgeschichten und / oder die Welt der Schönen und Reichen interessiert, findet in “Die Diva” einen inhaltlich fundierten und spannend erzählten Roman. Allzu viele Einblicke in Maria Callas Lebensweg sollte man aber nicht erwarten.
♥♥ lesbar