Anfang des kommenden Jahres gibt es gleich zwei Mal Anlass, sich an große deutsche Sozialrevolutionärinnen zu erinnern: eine davon ist Rosa Luxemburg, die am 15. Januar 1919 ermordet wurde. Die andere ist Simone Weil, die am 3. Februar 110 Jahre alt geworden wäre. Ihnen und Hannah Arendt widmet die Künstlerin und Schriftstellerin Simone Frieling ihr neues Buch.
Hannah Arendt, Simone Weil und Rosa Luxemburg beschäftigten sich mit den großen politischen Fragen ihrer Zeit, in der so viele Weichen für unsere heutige Gesellschaft und Demokratie gelegt wurden. In drei aufschlussreichen Porträts verwebt die Künstlerin und Schriftstellerin Simone Frieling ihre Leben und Werke auf sehr geschickte Weise zu einem stimmigen Gesamtbild und verhilft so zu einem besseren Zugang zu diesen faszinierenden Frauen.
Wie fand ich …
… die Auswahl der porträtierten Frauen?
Mit Rosa Luxemburg, Hannah Arendt und Simone Weil stellt Simone Frieling drei große Denkerinnen des 20. Jahrhunderts vor. Die kompromisslose Radikalität, mit der sie für ihre Überzeugungen einstanden, faszinieren und inspirieren auch fast 100 Jahre nach ihrem Wirken. Dass sie sich damit nicht (nur) der “Frauenfrage” widmeten, sondern einen generalistischeren Ansatz verfolgten, macht ihre Leben umso spannender.
… den inhaltlichen Ansatz?
Simone Frieling wählt nicht den “klassischen” biografischen Ansatz. Ihr Anliegen ist es nicht, schlicht die Lebenswege der Frauen chronologisch nachzuzeichnen. Stattdessen taucht Frieling tiefer in die Persönlichkeiten der drei Frauen ein. Sie arbeitet heraus, was diese bewegte und antrieb. “Rebellinnen” bietet hierdurch einen guten Einstieg in das Wirken und die Hauptwerke der Frauen. Auch wenn ich ursprünglich anderes erwartet hatte, überzeugte mich Frielings Ansatz schnell.
… den Aufbau?
Auch wenn Frieling die drei Frauen notwendiger Weise getrennt von einander vorstellt, lässt sie diese nicht losgelöst von einander stehen. Geschickt stellt sie Beziehungen zwischen ihnen her. Dabei arbeitet sie sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede heraus. Dieser Spagat gelingt Frieling leider nur im Ansatz.
… den Inhalt?
Frieling vermittelt einen guten Einblick in die Gedankenwelt und Hauptantriebsfedern der drei vorgestellten Frauen. Ihnen allen bin ich durch “Rebellinnen” etwas näher gekommen.
Dies gilt insbesondere für Simone Weil, mit der ich mir besonders schwer tue. Ihr räumt das Buch auch den meisten Raum ein. Fast scheint es, als suchte auch Frieling selbst nach einem besseren Verständnis für Weils Wandel von der Sozialrevolutionärin zur Mystikerin und ihrem Ende als “Hungerkünstlerin”.
… die Gestaltung?
“Rebellinen” von Simone Frieling ist auch optisch ansprechend gestaltet. Edel wirkt nicht nur der Einband aus Halbleinen und die Fadenbindung. Simone Frieling stellt den einzelnen Abschnitten ist auch jeweils einen selbst angefertigten Holzschnitt der porträtierten Frau voran.