Frauenleserin Rezension

“Die Königin der Schatten” von Erika Johansen

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Endlich gibt es den im Ausland bereits gefeierten Fantasy-Mehrteiler “The Queen of Tearling” von Erika Johansen auch auf deutsch. Ich hatte die große Ehre, ihn bereits vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin lesen zu dürfen.

Der Roman ist vor allem eines, nämlich spannend. Leider entdeckte ich jedoch auch einige Schwächen.

Worum geht es?

Tearling ist ein armes Land, das hauptsächlich von der Landwirtschaft lebt. Vor 20 Jahren schloss es einen grausamen Pakt mit dem mächtigen Nachbarland Mortmesne, um dessen blutige Invasion zu beenden. Seitdem bestimmen Korruption und Intrigen das Leben am Hof zu Tearling.

Dann aber besteigt Kronprinzessin Kelsea Glynn den Thron und räumt nicht nur am Hof auf, sondern beendet auch die Ungerechtigkeit in ihrem Land. Damit verdient sie sich zwar die Sympathie und Gunst des einfachen Volkes, schafft sich jedoch sowohl im Tearling als auch in Mortmesne einflussreiche Feinde. Wird sie lange genug leben, um ihren Traum von einem besseren und gerechteren Tearling verwirklichen zu können?

Warum habe ich es gelesen?

Ich habe eine Schwäche für fantastische Abenteuer; und „Die Königin der Schatten klang ganz nach meinem Geschmack. Im englischsprachigen Raum ist es bereits ein Erfolg. Auch die Filmrechte sind bereits vergeben. Daher war ein extremneugierig auf die deutsche Erstausgabe, die ich dank dem Heyne Verlag bereits vorab lesen durfte. Ich erwartete in erster Linie spannende Unterhaltung und magische Abenteuer.

Wie war mein erster Eindruck?

Für ein Taschenbuch macht „Die Königin der Schatten“ einen sehr wertigen Eindruck. Die Schrift auf dem Cover ist geprägt. Nach der Widmung findet man eine gezeichnete Karte von Tearling, die mir bei der Lektüre sehr hilfreich war. Auch die Vorblätter zu den drei Büchern, in welche „Die Königin der Schatten“ unterteilt ist, wirkt durch die ganzseitigen Abbildungen ansprechenden.
Königin der Schatten KarteKönigin der Schatten Vorblätter

Jedem Kapitel ist ein Auszug aus einem fiktiven Buch über die Geschichte Tearlings vorangestellt, in welchem der Inhalt bereits kurz skizziert wird. Der Roman erhält so eine künstliche Authentizität, was mir gut gefiel.

Inhaltlich wirft Erika Johansen ihre Leser recht unvorbereitet mitten in die Geschichte. Das erste Kapitel beginnt sofort damit, dass Kronprinzessin Kelsea von der Königinnen-Garde abgeholt, um den Thron zu besteigen. Nach welchen Regeln diese Fantasy-Welt funktioniert, wie es um das Land und die Bevölkerung bestellt ist und wie Kelseas Vergangenheit aussieht, erfährt der Leser dann sukzessive anhand von Rückblenden, Erinnerungen und Erzählungen.
Hierdurch erzeugt Johansen zwar sofort große Aufmerksamkeit beim Leser, mir fehlte zu Beginn jedoch etwas die Orientierung innerhalb der Geschichte, so dass ich etwas Angst hatte, eventuelle Zusammenhänge unter Umständen nicht zu erkennen oder Dinge falsch zu deuten. Dieser erste Eindruck verflog jedoch schnell; und mit jeder Rückblende fand ich mich besser zu Recht.
Darüber hinaus kann sich der Leser durch diesen Anfang relativ gut in Kelsea hineinversetzen, die von ihren Zieheltern auch nur orientiert wurde und viele Dinge über ihr Königreich nun erst mühsam selbst in Erfahrung bringen muss.

Wie fand ich die Charaktere?

Erika Johansens Charakterzeichnung in „Die Königin der Schatten“ scheint nicht sehr ausgereift. Mir gelang es leider nicht, ein schlüssiges Bild der Hauptprotagonistin Kelsea zu bekommen. In manchen Szenen wirkt sie sehr kindlich, verspielt, unsicher und schutzbedürftig. In anderen hingegen gebärdet sie sich sehr selbstbewusst, lässt keine Kritik und keinen Widerspruch zu und trifft sehr umsichtige, gerechte Entscheidung. Dann wieder reagiert Kelsea sehr impulsiv und ohne mögliche Folgen zu bedenken. Mich verwirrten diese zum Teil recht widersprüchlichen Verhaltensweisen zum Teil; schaffte ich es doch nicht diese einzelnen Eindrücke zu einem schlüssigen Ganzen zusammenzusetzen.

Andere Charaktere sind da schon besser gezeichnet. Vor allem die Bösewichte in der Geschichte, wie z.B die Rote Königin, Kelaseas Onkel und Hauptzensor Thorne, sind stimmig entworfen; und auch einige Nebencharaktere wie etwas Torwache Javel und Pater Tyler gefielen mir gut.
Umso schader ist es, dass ausgerechnet die Hauptfigur des Romans so wenig überzeugt.

Wie fand ich das Buch insgesamt?

9783453315860_Cover„Die Königin der Schatten“ von Erika Johansen ist ein spannender und actionreicher Fantasy-Roman mit vielen Kampfszenen und Intrigen, der gut unterhält. Spannung von der ersten bis zur letzten Seite machen das Buch zu einem echten Pageturner, der auch die schwache Charakterzeichnung schnell vergessen lässt.

Obwohl der Roman in der dritten Person geschrieben ist, erzählt er doch größtenteils aus Kelseas Perspektive. In einigen Kapiteln wird jedoch auch von anderen Charakteren erzählt. So weiß der Leser letztlich mehr als Kelsea selbst und kennt Gefahren und Intrigen, die ihr noch begegnen werden, bereits früh. Dies erzeugt zusätzliche Spannung, der man sich nur schwer entziehen kann.

Eine weibliche Version von „Das Lied von Eis und Feuer“, wie bereits geschrieben wurde, ist es für mich jedoch nicht. An die Komplexität, den Ideenreichtum und die Charakterfülle dieses einzigartigen Fantasyepos von George R. R. Martin kommt „Die Königin der Schatten“ bei weitem nicht heran. Dennoch fühlte ich mich gut und spannend unterhalten.

Bewertung: ♥♥♥♥♥ lesenswert


Titel: Die Königin der Schatten ♦ Autorin: Erika Johansen ♦ Übersetzung: Kathrin Wolf ♦ Verlag: Wilhelm Heyne Verlag ♦ Format: Taschenbuch ♦ Umfang: 543 Seiten ♦ ISBN: 978-3-453-31586-0 ♦ Preis: 14,99€

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