Frauenleserin Rezension

“Wasser für die Elefanten” von Sarah Gruen

Kommentare 3

Bewertung: ♥♥♥♥♥♥

Inhalt:

Jacob Jankowski ist über 90 Jahre alt und lebt in einem Altenheim. Als der Zirkus in die Stadt kommt und seine Zelte genau gegenüber des Altenheims aufschlägt, erinnert er sich an seine eigenen Jahre beim Eisenbahnzirkus zur Zeit der ersten Weltwirtschaftskrise und der Prohibition:

Kurz vor seinem Abschluss des Vetärinär-Studiums kommen Jacobs Eltern bei einem Autounfall ums Leben. Da diese hochverschuldet waren, erbt Jacob nichts: weder das elterliche Haus noch die Tierarztpraxis seines Vaters. Das weitere Studium kommt ihm daher sinnlos vor. Mitten in den Abschlussprüfung steht Jacob daher einfach auf, verlässt den Prüfungssaal, verlässt die Eliteuni und springt auf den ersten fahrenden Zug auf, der ihm begegnet. Es ist ein Wanderzirkus. Jacob heuert bei diesem an und steigt schnell vom einfach Arbeiter zum Tierarzt des Zirkusses auf. Als er sich in eine der Artistinnen verliebt, die ausgerecht mit seinem Chef verheiratet ist, nimmt das Unglück seinen Lauf.

Meinung:

Um ehrlich zu sein: habe ich dieses E-Book aus dem Dumont-Verlag nur gekauft, weil es vor Monaten einmal bei Amazon als “Kindle Deal der Woche” im Preis gesenkt war. Ich hatte Gutes über die Verfilmung gelesen und war daher neugierig auf die Romanvorlage, von der ich bis dahin nicht einmal wusste, dass es sie gibt. Das E-Book lag seitdem unbeachtet in meinem “ungelesen”-Ordner auf dem Kindle. Über den Inhalt wusste ich nur, dass es eine Liebesgeschichte ist, und da ich eigentlich keine besondere Vorliebe für dieses Genre habe, waren andere Bücher irgendwie immer wichtiger. Aktuell habe ich mir aber vorgenommen, erst einmal den “ungelesen”-Ordner leer zu machen, bevor ich neue Bücher bzw. E-Books kaufe. So bin ich auch wieder auf diesen Roman gestoßen.
Zum Glück – muss ich sagen; denn er ist wirklich großartig!

Geschrieben ist er aus der Perspektive von Jacob als Ich-Erzähler. Immer wieder sind Kapitel von Jacob als Greis im Altenheim in die Darstellung eingeflochten. Dies dient nicht nur dazu, den Spannungsbogen weiter aufzubauen; es streut auch Humor in die ansonsten eigentlich sehr tragische Geschichte ein.

Diese spielt zudem in einem sehr rauen und brutalen Umfeld. Von Eisenbahnromantik ist wenig zu spüren. Die Männer, die beim Zirkus arbeiten, sind harte Burschen, die sich abends mit illegal gebranntem Fusel volllaufen lassen und dann gerne handgreiflich werden. Auch der Zirkusdirektor ist nicht zimperlich und lässt Männer schon einmal “bei Rot aussteigen”, wenn er sich deren Gage nicht mehr leisten kann oder sich die Männern auf andere Art unbeliebt machten. Wenn das Geld für Futter knapp wird, werden zudem Ziegen und kranke Pferde der Show an die Löwen und Tiger verfüttert. Und natürlich gehört auch eine Kuriositäten-Sammlung und eine inoffizielle Striptease-Show mit anschließender Möglichkeit, der “Künstlerin” einen Privatbesuch in der Gaderobe abzustatten zum Teil der Show.

Dieses raue Umfeld steht in einem starken Kontrast zur eigentlichen Liebesgeschichte. Auch die große Liebe zu Tieren, welche das Paar verbindet, scheint nicht in dieses Millieu zu passen. Aber gerade dieser Kontrast macht das Buch so wahnsinnig interessant und spannend. Dies mag auch an der schriftstellerischen Leistung von Sarah Gruen liegen, die es nicht nur schafft, diesen Stoff ohne jedes Abgleiten in Kitsch und Trivialität sondern auch wie bereits beschrieben mit einer Prise Humor zu erzählen. Und das Ende – hier möchte ich natürlich nicht zu viel erraten – ist wirklich ein extrem dramatisches Finale.

Ich bin restlos begeistert von dieser Entdeckung und froh, einmal über meinen literarischen Tellerand geschaut zu haben. Ich vergebe volle Punktzahl.

Dich interessiert, was ich in nächster Zeit plane?

In meinem monatlichen Newsletter halte ich dich zu meinen Lese- und Blogplänen auf dem laufenden.

Am besten trägst Du Dich gleich ein!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

3 Kommentare

  1. Ich hab den Film gesehen und bin grade ziemlich verwundert – der Anfang kam bei mir überhaupt nicht an. Ich empfand es als ziemlich kitschig. Und ich mag den Synchro von Robert Pattinson nicht…

    • Kerstin Scheuer sagt am 27. Mai 2015

      Den Film kenne ich auch. Er weicht etwas vom Buch ab. Dort stehen die Tiere und ihre schlechte Behandlung durch die Menschen im Zirkus mehr im Mittelpunkt.

Schreibe einen Kommentar zu [Rezension] „Wasser für die Elefanten“ von Sara Gruen | Juna liest Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert