Frauenleserin Rezension

“Tanz auf Glas” von Ka Hancock

Kommentare 2

Wer dieses Buch liest, sollte stets Taschentücher in Reichweite haben, denn “Tanz auf Glas” ist alles andere als die einfache “Feel Good”-Literatur mit sicherem Happy-End, für die ich es fälschlicher Weise hielt.

Es ist ein gefühlvolles Buch mit einem einfühlsamen und warmen Erzählstil, das mich tief bewegte.

Lediglich die Protagonistin war mir etwas zu perfekt.

Bewertung: ♥♥♥♥ “Buchtipp

Worum geht es?

Die Ehe von Lucy und Mickey Chandler steht unter keinem guten Stern. Einige enge Verwandte und Bekannte sind sogar der Meinung, die beiden hätten nie heiraten sollen. Zu kompliziert und riskant erscheint ihnen eine Beziehung zwischen der Frau, die gerade erst den Brustkrebs besiegte, und dem psychisch kranken Mann. Lucy und Mickey sehen das aber ganz anders. Und sie haben mit einer Art Vertrag mit genauen Verhaltensregeln so gut wie möglich vorgesorgt. Hierin sind sie u.a. darin übereingekommen, nie Kinder zu bekommen, um ihre schlechten Gene nicht zu vererben. Aber das Leben lässt sich nicht immer planen …

Warum habe ich es gelesen?

Ich habe “Tanz auf Glas” für Leserlieblingsbuchchallenge von Fragmentage gelesen. Es ist eines der drei Bücher, die mir Evelyn von “Books in my World” empfohlen hat. Die Wahl fiel deshalb auf dieses, weil es sich mit dem Thema der bipolaren (manisch-depressiven) Störung beschäftigt, zu der ich einen persönlichen Bezug habe.

Wie war mein erster Eindruck?

Ka Hancock hat mich in “Tanz auf Glas” gleich von der ersten Seite an durch ihren sehr lebendigen Erzählstil mit viel wörtlicher Rede für sich eingenommen. Das Buch lässt sich so gut weglesen und ich hatte das Gefühl, direkt mittendrin zu sein in der Handlung.

Der Prolog beeindruckte mich sehr. Hier wird der an sich sehr brutale frühe Tod von Lucy Vater (im Polizeidienst erschossen) auf eine sehr gefühlvolle, einfühlsame, liebenswürdige und wertschätzende Art und Weise erzählt. Hancock gelingt hier eine sehr gute Balance, bei der nichts banalisiert oder verharmlost aber auch nichts besonders dramatisch oder blutig ausgeschlachtet wird.

Wie fand ich die Sprache?

“Tanz auf Glas” ist in einem einfühlsamen und wertschätzenden Erzählstil geschrieben. Ich hatte während der gesamten Lektüre immer mehr oder weniger latent Tränen in den Augen stehen. Dabei hatte ich aber nie den Eindruck, dass Hancock an irgend einer Stelle bewusst auf die Tränendrüse drückt. Vielmehr sind es das traurige Thema und die extrem gut dargestellt Innensicht der beiden Protagonisten, die  mich unweigerlich mitleiden ließen.

Übrigens enthält das Buch weit weniger medizinische Ausdrücke, als ich es auf Grund der Thematik erwartet hatte. Ich hätte vermutlich auch die englische Originalversion lesen können, gegen die ich mich aus Angst vor den Fachtermini entschied.

Wie fand ich das Buch insgesamt?

“Tanz auf Glas” ist ein sehr gefühlvolles Buch, das mich tief bewegte. Es ist alles andere als eine schlichte, banale Liebesgeschichte, für die ich es ursprünglich fälschlicher Weise hielt. Hier wurde ich zum Glück schnell eines besseren belehrt.

Eigentlich ist es Lucy, die dem Leser ihre Geschichte erzählt. Jedem Kapitel ist jedoch ein kurzer Tagebuchauszug von Mickey vorangestellt. Auf diese Weise lernt man beide Perspektiven kennen und erfährt einiges über Mickeys Krankheit, was ich sehr schön fand.
Auch die Entscheidung, Lucy als psychisch Gesunde und nicht Mickey den deutlich überwiegenden Teil der Geschichte erzählen zu lassen, gefiel mir. Mickey wäre wohl ein anstrengender Erzähler gewesen, dessen Darstellung stark von seiner aktuellen Gemütsverfassung abgehängt hätte.

Zu Beginn des Buches gibt es zwei Erzählstränge, die sich immer wieder abwechseln: Zum einen wird die Kennern-Phase von Lucy und Mickey und zum Anderen ihr aktuelles Eheleben beschrieben. Auf diese Weise erfährt man sehr viel über die beiden, ohne einen doch immer etwas hölzernen Zeitsprung machen zu müssen. Die Orientierung war für mich dabei nie ein Problem, da die Themen in beiden Strängen sehr unterschiedlich sind.
Nach dem ersten Drittel bleibt Hancock mit “Tanz auf Glas” in der Gegenwart und der Bewältigung eines dramatischen Schicksalsschlags.

Trotz aller Begeisterung für das Buch und die absolut runden und liebevollen Charakterdarstellungen ist mir Lucy doch etwas zu perfekt geraten. Sie hat eine schwierige Vorgeschichte und eine belastende Ehe mit einem psychisch Kranken. Dennoch bringt sie immer und für jeden Verständnis auf. Lucy wird nie laut und ist nie lange verärgert, dafür zeigt sich gerne sehr großzügig und stets frei von Neid. All das schafft sie ganz ohne eigene Psychotherapie, was ich schon als etwas unrealistisch empfand.
Auch kennt sie nicht nur ihren Mann sondern auch ihre Schwester besser als die sich selbst und verhilft der an sich traurigen Geschichte doch noch zu einem “kleinen” Happy-End. Mir war das ein wenig zu viel.

Wo ich gerade vom Ende schreibe: das ist tatsächlich nicht perfekt und sehr traurig. Aber auch hier trug der gefühlvolle und warme Erzählstil von Ka Hancock dazu bei, dass die Trauer nicht ganz so dunkel und endgültig erschien. Mir wäre es lieber gewesen, wenn “Tanz auf Glas” an dieser Stelle geendet hätte und es dem Leser überlassen geblieben wäre, sich die weitere Zukunft auszumalen. Leider hatte Hancock hierzu aber wohl nicht genug Mut und musste am Schluss doch noch dafür sorgen, dass doch alles irgendwie gut wird, wenn es schon nicht perfekt sein kann. Schade.


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2 Kommentare

  1. Liebe Kerstin, das klingt nach einem sehr bewegenden Buch, obwohl ich glaube, dass es für mich gerade wohl eher nichts wäre.

    Sag, hast du dein Blogdesign (wieder) umgestellt? Ich falle immer aus allen Wolken, wenn ich mal vom Reader hierher umschalte und mich gar nicht mehr auskenne 🙂

    LG,
    Hadassa

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