In diesem Jahr fiel meine jährliche Frauenleserin Blogparade aus. Durch die Corona-Pandemie war mein Dezember beruflich ziemlich turbulent. Und so blieb der Blog leider liegen. Aber so ganz möchte ich natürlich nicht auf die Statistik und meine Tops und Flops verzichten. Den Jahresrückblick gibt es deswegen in anderer Form üblich.
Statistik
Das Jahr 2020 war ein überraschend gutes Lesejahr. Da ich 2019 auf Grund eines neuen Jobs nicht so viel zum Lesen kam wie in den Jahren zuvor, hatte ich mir für 2020 ein Leseziel von 50 Büchern gesetzt. Geworden sind es dann aber doch 71 Stück. Das entspricht in etwa dem, was ich auch in der Vergangenheit – 2019 mal ausgenommen – immer geschafft habe. Und das obwohl ein paar echte Schwergewichte wie z. B. “Vom Wind verweht” (zu dem komme ich gleich noch) dabei waren.
Dass es schließlich so viele wurden, hat hauptsächlich damit zu tun, dass ich die Hörbücher für mich wiederentdeckt habe. Das hat mir gerade während des ersten Lockdowns, als ich mit dem Auto statt mit der Bahn zur Arbeit gefahren bin, die Statistik gerettet. Aber auch während der Hausarbeit habe ich häufig Hörbücher gehört. Insgesamt kam ich im Jahr 2020 auf 31 Audiobooks.
Auch was die Frauenquote betrifft konnte ich mich im Vergleich zum Vorjahr weiter steigern. Für 2020 liegt sie bei 76%; 54 der insgesamt 71 Bücher und Hörbücher wurden von einer Frau geschrieben. Im Jahr 2019 waren es 33 von 50 Büchern, was 66% entspricht.
So, das waren jetzt aber genug Zahlen. Manchmal geht die Zahlenteufelin, die ich beruflich bin, etwas mit mir durch. Ich betrachte Lesen nämlich keineswegs als Leistungssport. Aber ich habe eben nicht nur eine Affinität für Worte sondern auch für Zahlen.
Meine 20 aus 2020
Im folgenden findest du eine Liste mit meinen Tops und Flops aus dem Jahr 2020. Mit “aus dem Jahr 2020” meine ich, dass ich sie im vergangenen Jahr gelesen oder gehört habe. Die allerwenigsten dürften auch tatsächlich in 2020 erschienen sein. Ich habe viel Backlist gelesen. Und es im übrigen sehr genossen, ganz bloggerinnenuntypisch nicht jeder Neuerscheinung hintergelaufen zu sein.
Tops
(Die Titel sind nach dem Nachnamen der Autorin sortiert. “Emma” hat mir also nicht zwangsläufig besser gefallen als “Kurt”.)
- Emma, Jane Austen – überraschend viel Sarkasmus und Humor
- Onkel Toms Hütte, Harriet Beecher-Stowe – erzählerisch zwar nicht immer ganz rund, aber ein wichtiges Stück amerikanischer Zeitgeschichte, das bis in die Gegenwart nachwirkt (“Black Lives Matter”)
- Baisse-moi, Virginie Despentes – absolutes Lieblingsbuch einer Lieblingsautorin: provokant, radikal, brutal … und so, so wahr
- Ein untadeliger Mann, Jane Gardam – herrlich britischer Humor und ein überraschendes Ende
- Spuk in Hill House, Shirley Jackson – klassischer Spukhausroman; beendet und direkt dem Mann empfohlen
- Das Seelenhaus, Hannah Kent – sehr düster, atmosphärisch dicht, unglaublich spannend und das ganz ohne “laute” Effekte
- Kurt, Sarah Kuttner – war für mich das richtige Buch zur richtigen Zeit; Trauerbewältigung mit genau dem richtigen Maß an Humor, um nich schwer aber auch nicht pietätlos zu sein
- Wenn die Gondeln Trauer tragen, Daphne du Maurier – spannend dank extrem guten Timing und mit absolut verblüffendem Ende
- Vom Wind verweht, Margret Mitchel (Neuübersetzung) – vollkommen zu Recht ein Klassiker und viel weniger kitschig als erwartet; nicht vom Umfang abschrecken lassen!
- Lagune, Nnedi Okorafor – Fantasy trifft SciFi trifft afrikanische Mythologie
- Die Ehefrau, Meg Wolitzer – klug erzählte feine Beobachtungen einer klassischen Hetero-Ehe
Flops
(Die Titel sind nach dem Nachnamen der Autorin sortiert. “Die Bluse” hat mir also nicht zwangsläufig noch weniger gefallen als “Zeitenwende”.)
- Das Haus der Frauen, Laetitia Colombani – liest sich wie eine Zusammenfassung und Interpretation für den Deutschunterricht; biografisch sehr schwach
- Die Hände des Louis Braille, Helene Jousse – Klischees, Kitsch und Vorurteile
- Zeitenwende, Carmen Korn – letzter und schwächster Teil der Trilogie; zum Berieseln lassen
- Die Diva; Michelle Marly – Wenn das Leben einer der größten Operndiven aller Zeiten zum Liebeskitschroman wird…
- Die Vögel, Daphne du Maurier – gemessen an der Hitchcock-Verfilmung enttäuschend und dann dieses Ende!?!!
- The doll-master and other stories of terror, Joyce Carol Oates – abgebrochen, da die Kurzgeschichten zu gleichförmig waren und nach der dritten der Überraschungsmoment fehlte
- Toni und Moni; Petra Piu – schießt auf dem Weg vom Heimatroman zum Antiheimatroman deutlich über das Ziel hinaus (oder bin ich als Dorfkind zu empfindlich?)
- Die Bluse, Bastien Vives – Ein Buch, dass weibliche Sexualität außerhalb einer Paarbeziehung darstellt, ist noch lange kein feministisches Buch.
- Nichts, was uns aussieht; Bettina Wilpert – wichtiges Thema (Vergewaltigung) zu nüchtern verpackt
Die beiden Listen habe ich aus dem Gedächtnis erstellt. Sie sind danach zusammengestellt, welche (Hör-) Bücher mir positiv oder negativ in Erinnerung blieben. Interessanter Weise deckt sich das nicht immer mit der Bewertung, die ich den Büchern unmittelbar nach dem Lesen hier und / oder auf Goodreads gab. Trotzdem denke ich, dass sie einen richtigen Eindruck vermitteln. (Hör-) Bücher müssen sich schließlich auch daran messen lassen, ob und wie sie nachwirken.
Einen kleinen Ausblick auf die erste Jahreshälfte 2021 gibts dann am 17. Januar.
Sehr schöne Auswahl 🙂 Du hast mich insbesondere auf Hannah Kent neugierig gemacht. Ich nehme an, Du meinst ihren Roman “Seelenhaus”, ein Geisterhaus kann ich von ihr nicht finden, oder?!? Liebe Grüße, Sabine
Hoppla. Da hast natürlich vollkommen Recht. Da hab ich in der letzten Zeit zu viele Spukhausgeschichten gelesen. Aber “Das Geisterhaus” (Isabel Allende) ist auch zu empfehlen. 😉