Zum Beginn des Gruselmonats Oktober gibt es ein Geständnis von mir: Ich liebe Horrorgeschichten! “Geständnis” nenne ich es deshalb, weil es zum einen angeblich eher ungewöhnlich sein soll, dass eine Frau auf Horror steht. (Tatsächlich ich weiß, dass dies aber nicht der Realität entspricht und ich keineswegs der einzige weibliche Gruselfan bin.) Zum anderen wird Horror und Thriller als Genre auch nicht ernstgenommen und haben ein ziemlich trauriges Image. Mir ist das egal. Zum Entspannen und Unterhalten – und darum geht es mir in erster Linie beim Leben- ist es sehr gut. Besonders angetan haben es mir Geister- und Spukhausgeschichten.
Leider verträgt sich meine Horrorleidenschaft aber nicht so gut mit meinem Vorsatz, überwiegend Literatur von Frauen zu lesen. Schon im Krimibereich werden weibliche Autorinnen ja nach wie vor als ungewöhnliche Ausnahmeerscheinung betrachtet. (Wer dennoch nach weiblichen Krimiautorinnen sollte bei Readpack vorbeischauen.)
Im Horrorbereich wird es dann aber erst recht eng. Dabei weiß ich nicht, ob Frauen nun wirklich weniger Horror schreiben oder ob weiblicher Horror einfach nur seltener verlegt wird. (Ich tippe auf letzteres.) Das Beitragsbild – echtes Ergebnis meiner Googlesuche nach Horrorautorinnen – spricht jedenfalls Bände. Gottseidank bin ich hartnäckig, so dass ich bei meiner weiteren Recherche, dann doch noch ein paar Horrorautorinnen zu Tage fördern konnte.
“Frankenstein. Der moderne Prometheus” von Mary Shelley ist einer der ersten Science-Fiction-Romane. Die Geschichte um den Wissenschaftler, der aus Leichenteilen ein lebendes, denkendes und fühlendes Lebewesen erschafft, ist auch heute noch immer erstaunlich aktuell.
Bei Daphne du Maurier fällt es mir echt schwer, mich für ein bestimmtes Buch zu entscheiden. Obwohl gleich mehrere ihrer Psychothriller dank ihrer Verfilmungen extrem bekannt sind, kennt man die Frau dahinter weit weniger. Nicht nur die Hitchcock-Filme “Rebecca”, “Die Vögel” und “Riff-Piraten” (deutscher Buchtitel “Gasthaus Jamaica”) beruhen auf ihren Geschichten. Auch bei “Wenn die Gondeln Trauer tragen” handelt es sich um eine sehr erfolgreiche Verfilmung einer ihrer Erzählungen (deutscher Buchtitel “Dreh dich nicht um”).
Die Kurzgeschichten und Erzählungen von Marie Luise Kaschnitz beschäftigen sich immer wieder mit dem alltäglichen Schrecken und der menschlichen Verzweiflung. Sie sind stark von ihren Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs geprägt und sprechen von Todessehnsucht, Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen. Im Suhrkamp Verlag ist 2016 eine Sammlung mit 24 Erzählungen unter dem Titel “Ferngespräche” neu aufgelegt worden.
Auch Ilse Aichinger schreibt gegen die Verdrängung von Tod und Krieg an. Am bekanntesten ist ihr “Spiegelgeschichte”, mit der das Leben einer Frau in der selten Du-Form rückwärts erzählt wird.
“Gespräch mit einem Vampir” ist der erste, prominent verfilmte Teil der “Chronik der Vampire”. Anne Rice präsentiert uns ganz klassische Vampirinnen im besten Sinne von Bram Stokers “Dracula” – ganz ohne Glitzer und ähnlichen Firlefanz.
Neben Krimis veröffentlichte Susan Hill einige Geschichten, die sich mit Geistern und anderen übernatürlichen Phänomenen und Erscheinungen beschäftigen. Am bekanntesten dürfte wohl ihre “Frau in Schwarz” sein, die 2012 mit Daniel Radcliffe verfilmt wurde.
Shirley Jackson gilt als die “Queen of Horror”. Als der New Yorker ihre Kurzgeschichte “Die Lotterie” veröffentlichte, kündigten viele Leserinnen ihr Zeitungsabo. Ihre Romane “Spuk in Hill House” und “Wir haben schon immer im Schloss gelebt” zählen als Meisterwerke, die viele andere Horrorautorinnen wie Stephen King und Neil Gaiman beeinflussten.
Darcy Coates erzählt in “Der Fluch von Carrow House” eine klassische Spukhausgeschichte. Sie hat zahlreiche weitere Geister- und Spukhausgeschichten geschrieben, die aber – genau wie ihr aktueller (Alien-Horror-) Roman “Parasite” – leider nicht ins Deutsche übersetzt wurden.
Super interessant finde ich auch Christina Henry, die Fantasyklassiker und Märchen wie “Alice im Wunderland”, “Peter Pan” oder “Rotkäppchen” in finsteren Versionen nacherzählt. Ihre “Chroniken von Alice” haben mir – trotz ein paar Abstrichen – gut gefallen.
Ebenfalls auf meiner Leseliste steht Susan Fletchers “Das Geheimnis von Shadowbrook”, in dem es (auch) um eine Geistergeschichte geht.
Ich werde diesen Beitrag laufend fortführen, in dem ich Rezensionen zu gelesenen Büchern verlinke und weitere Horrorautorinnen ergänze. Weil sich das Wiederkommen also lohnt, ist er auf der Startseite verankert.
Howdy,
schöne Liste. Ich bin auch Horror-Fan und hab noch zwei coole Additionen:
1. Christiane Neudecker – Das siamesische Klavier
(Wahnsinnig atmosphärisch und somit wirklich gruselig.)
2. Anna Starobinets (Die “Russian queen of Horror”).
Hab nur einen Kurzgeschichtenband gelesen, fand ihn aber auch wahnsinnig gut und sehr einfallsreich. Da werden nicht immer die selben Topoi bedient, die man als Gruselaffine(r) Leser(in) schon in- und auswendig kennt.
Adieu,
Franz aus München
[…] DEN HERBST eben solche spooky Lesetipps. Frauenleserin Kerstin sensibilisiert nochmal doppelt für Weibliche Spuk- und Horrorgeschichten. Bei Katlin geht es derweil um Queer Gothic, Female Gothic: Der Schauerroman als düstere […]